Wein und Literatur Hand in Hand

Zum sechsten Mal haben wir am 17.11.2017 zum Lesegut in die Sektkellerei eingeladen, haben zusammengebracht, was zusammengehört, literarisch, menschlich, sinnlich, weinlich. Sie gehen so schön Hand in Hand, der Wein und die Literatur. Wie zwei Verliebte, die überrascht sind, dass sie sich gefunden haben.

Auf ihre unvergleichliche Art präsentierten Ernst Heimes und Dorothee Mendner von der Buchhandlung Heimes in Koblenz literarische Neuerscheinungen des Bücherherbstes. Da schwelgt Ernst beschwingt in Lobeshymnen über zart angedeutete Erotik, und Dorothee gerät ins Schwärmen von skurrilen Figuren und absurden Geschichten. Voll Verve berichten sie von Büchern, die ihnen am Herzen liegen, und während man zuhört, merkt man, dass das ein oder andere es auch schon ins eigene Herz geschafft hat.

Uwe Timms neuer Roman “Ikarien” bedurfte etwas Ausdauer, Ralf Günters historischer Roman “Die Badende von Moritzburg” wurde einfach geliebt, Kent Harufs zarte Liebesgeschichte “Unsere Seelen bei Nacht” sehr gelobt und Paul Hendersons skurrile Geschichte “Der Vater, der vom Himmel fiel” belacht. Mariana Lekys “Was man von hier aus sehen kann” sowie Yasmina Rezas “Babylon” machten Lust auf mehr – so viele unterschiedliche Geschichten, Textarten und Schreibstile. Wo soll man sich als erstes hineinvertiefen?

Lesegut 2017 2

 

Zwischen den literarischen Kostproben konnte sich der Geist erholen. Alle Konzentration auf die Zunge. Was schmeckt man da?  Es wurden fünf Proben aus unserem 2016er Jahrgang gereicht, kommentiert vom Winzer persönlich, kurz und humorvoll, wie es seine Art ist.

Auf den trockenen Secco vom Riesling und Bacchus zur Begrüßung, perlend und süffig, folgte unser Winninger Brückstück: ein trockener Wein aus einem noch jungen Weinberg, ausgewogen in den Aromen und mit einer schönen Mineralik. Der Winninger Hamm feinherb hat nicht zuletzt durch unseren Stand am Wochenmarkt schon viele Freunde gefunden. Seit dieser Probe sind es bestimmt noch mehr geworden: Durch seine feines Fruchtaroma und die wunderbar eingebundene Süße ist er ein echter Liebling. Wer es noch milder mag, war mit unserem Winninger Röttgen gut bedient – schöne Noten von Weinblüte und klassische Rieslingnoten verbinden sich da zu einem feinen lieblichen Wein. Zum ersten Mal präsentierten wir auch unseren eigenen Spätburgunder Rotwein, frisch versehen mit neu entworfenen Etiketten, ein Hingucker und auf der Zunge ein runder Roter mit leichtem Holzgeschmack.

Als Ehrengäste waren an diesem Abend zwei Autorinnen geladen: Petra Reategui und Gabriele Keiser lasen aus ihren im Herbst neu erschienen Büchern.  So unterschiedlich die Themen, so unterschiedlich die Autorinnen – doch beide fesselnd und äußerst sympathisch. Petra Reategui las aus ihrem Roman “Hofmaler Feodor Ivannoff”, einem kalmückischen Nomadenkind, das aus der russischen Steppe nach Sankt Petersburg verschleppt wurde, und sich gegen alle Widerstände zu einem angesehen Künstler entwickelte. Eindringlich in der Stimme, im Ton nahm Petra die Zuhörer mit in eine lang vergangene Zeit. Gabriele Keiser las den Prolog ihres neuen Kriminalromans “Kaltnacht”, die intime Begegnung eines Paars, das sich gerade erst kennengelernt hat – prickelnd und doch ein wenig unheimlich die Stimmung. Und noch weiß niemand, wie diese Szene mit dem Fall zu tun hat, den Ermittlerin Franca Mazzari in diesem Buch aufklären muss. Man kann gespannt sein!

Nach über zwei Stunden waren Herzen und Köpfe beschwingt. Wein und Literatur verschwanden in der Novembernacht. Hand in Hand.